Ein garantiert natürlicher Tod

Werke der jungen Hamburgerin Cenci Goepel in der Galerie 22

Sie haben schon ein ziemlich morbides Motiv, die grossformatigen Bilder der jungen Hamburgerin Cenci Goepel: Tote Tiere dienen ihr gleichermassen als Motiv und als Werkstoff. Denn die junge Kuenstlerin (die aussieht wie das bluehende Leben) beschaeftigt sich in ihrer Kunst immer wieder auch mit dem Tod. Und mit Beschaffenheit und Oberflaeche des Materials.

Als solches ist Fell von besonderem Interesse. Das Kaninchen und die Ziege – die von einem Biobauern zur Verfuegung gestellt wurde, wo sie das Gnadenbrot bekam und „garantiert eines natürlichen Todes gestorben ist“ – wurden auf ein zuvor praepariertes Papier gelegt. Der Abdruck ist perfekt zu erkennen, jedes Haar des Kadavers zu sehen.

Ein Zufall, dass nebenan Stickereien haengen, die den Windungen menschlicher Extremitaeten und Organe entsprechen? Weiss auf Weiss das Hirn, farbig die Nerven und Venen der Hand. Diese Arbeiten sind ueberraschend schoen.
In einem anderen Raum Arbeiten, die ueberwiegend am Computer entstanden sind: Selfish heisst die Fotoserie mit digital bearbeiteten Selbstportraets. Da drunter huebsch akkurat angerichtet Flaschen mit Kreativtropfen, deren Etikette Cencis Logo zieren und Tuben mit einer geheimnisvollen Substanz namens „Mama feucht“. Und die CD „Uschlo“, die Alltagsgeraeusche aus Oslo zu Gehör bringt.

Cenci Goepel ist eben sehr vielseitig. Sie experimentiert mit verschiedenene Materialien und Motiven, mag sich noch nicht recht festlegen. Doch ihre eigenen Kreativtropfen kann sie sich sparen – auch ohne chemische Hilfe ist Cenci eine ruehrige, sehr talentierte junge Frau auf ihrem Weg zur kuenstlerischen Reife. Auf dem Weg nach oben. Dorthin wird sie von treuen Foerderern ihrer Kunst begleitet. Wie von den Betreibern der Galerie 22, in denren Raeumen noch bis Ende April eine kleine aber umfassende Cenci-Goepel-Werkschau zu sehen ist.

Kirsten Schmidt